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Garde aérienne suisse de sauvetage Rega, vers la page d'accueil
Wasserbogen als Willkommensgruss für den neuen Jet

Ein Ambulanzjet nach Mass

Mitte April 2018 landete der erste der drei neuen Rega-Jets des Typs Challenger 650 am Flughafen Zürich. Wenige Wochen zuvor hatte das Projektteam der Rega den Ambulanzjet in Kanada ein letztes Mal inspiziert und die massgefertigte Kabine sowie die Innenausstattung überprüft.

Mit einer beherzten Bewegung überprüft Dr. med. André Keisker den Sitz der Gurte, welche die Patienten der Rega künftig während des Fluges auf der neuen Liege sichern werden. Die Gurte halten, das leicht zu reinigende Oberflächenmaterial ist sauber verarbeitet. André Keisker, stellvertretender Chefarzt Jet der Rega und Flugarzt, kann zwei weitere Punkte auf seiner langen Checkliste abhaken. «HB-JWA» – so lautet die Immatrikulation des ersten Rega-Jets der neuesten Generation – steht in einem Hangar im kanadischen Peterborough, eine Autostunde nördlich von Toronto. Ausgerüstet mit modernster Avionik war der Challenger 650 vor rund einem Jahr als «Green Aircraft», also leer bis auf das Cockpit, von der Bombardier-Werkhalle in Montreal überflogen worden. Seither haben spezialisierte Firmen nach den Vorgaben und in enger Zusammenarbeit mit der Rega die massgeschneiderte Innenausstattung realisiert. Nur die finale Abnahme durch das Rega-Projektteam steht heute noch an.


Vier Jahre lang entwickelt und verbessert

André Keisker ist Teil des Projektteams, dem Piloten, Flugärzte, Intensivpflegefachpersonen und Ingenieure der Rega angehören. Das Team hat während der vergangenen vier Jahre die komplette Innenausstattung des neuen Ambulanzjets der Rega entwickelt. Auf der Basis ihrer Erfahrungen aus Tausenden von Repatriierungen von Patienten mit dem Vorgängermodell Challenger CL-604 und nach unzähligen Workshops und Tests definierten sie, wie die Kabine und Ausstattung für die  Patienten weiter verbessert werden sollen. Aus Ideen entstanden Skizzen, daraus Konstruktionspläne und Modelle – und nun werden die Weiterentwicklungen bei der finalen Abnahme nochmals einem letzten Test unterzogen. Philipp Simmen, Leiter des Projekts und ehemaliger Rega-Jetpilot, prüft im vorderen Teil der Kabine die Verarbeitung der Wandverschalung, welche die dahinter montierten Sauerstoffflaschen verdeckt. Sie gehören zu zwei unabhängigen Sauerstoffsystemen –  eines für das Cockpit und das andere für medizinische Zwecke – und sind ein Beispiel für die unzähligen Sonderanfertigungen im Interieur des Jets: «Die Innenausstattung eines Ambulanzjets kann nicht einfach in einem Katalog ausgewählt werden. Die müssen wir eigens entwickeln», sagt Philipp Simmen.


Hightech-Matratze beugt Thrombosen vor

Weiter hinten in der Kabine testet sein  Kollege André Keisker nun den Mechanismus, mit welchem sich die Patientenliegen verstellen lassen. Die zwei neu entwickelten, deutlich breiteren Liegen werden für die Patienten spürbar komfortabler sein: «Wir können nun wie bei einem Spitalbett beispielsweise das Fussteil stufenlos anheben und so die Beine des Patienten hoch lagern. Gerade bei Rücken verletzungen ist das ein grosser Vorteil», erklärt der Rega-Flug arzt. Am Fussende der Liege drückt er den Knopf einer Fernbedienung. Mit dieser lässt sich der Härtegrad der Hightech-Matratze individuell auf das Körpergewicht des Patienten einstellen und die sogenannte  Antidekubitus-Funktion aktivieren: Wellenförmige Bewegungen des Matratzenkerns vermindern bei Patienten, die nicht umgelagert werden können, das Risiko für Druckstellen und beugen Thrombosen vor.


Helles Licht für nächtliche Notfälle

Nach der Überprüfung der Liegen folgt der Test des neuen Beleuchtungskonzepts. Um einen Nachtflug zu simulieren, werden in der grossen Flugzeughalle in Peterborough alle Lichter gelöscht. Thomas Burren, Leiter Pflegedienst Jet, schaltet via Tablet die LED-Beleuchtung ein und wählt die Voreinstellung «Nachtflug»: ein sanftes, bläuliches Licht erhellt die Kabine. Gerade hell genug, um einem schlafenden Patienten mit der nötigen Sicherheit die richtige  Dosis eines Medikaments zu verabreichen. Aber dunkel genug, damit der Patient dabei nicht aufwacht. Der Intensivpflege fachmann zeigt sich begeistert: «Im alten Jet war es entweder hell oder dunkel. Was gut für die Crew war, störte oft den Patienten und umgekehrt. Jetzt können wir die Helligkeit der Beleuchtung stufenlos und für verschiedene Bereiche der Kabine separat einstellen. Schlafende Patienten wachen so weniger auf.» Auch an Notfälle hat das Projektteam gedacht: Muss ein  Patient während des Fluges reanimiert werden, reicht ein Knopfdruck, um augenblicklich die gesamte Beleuchtung im Flugzeug auf Volllicht einzuschalten. 


Ein Tablet als Überwachungsmonitor

Die Kabine ist Arbeitsplatz der medizinischen Crewmitglieder: Auf einem Laptop halten sie im Patientendossier minutiös fest, wann sie welche Medikamente abgeben und Behandlungen vornehmen. Im Gegensatz zum alten Rega-Jet verfügt der Challenger 650 über ein WLAN-Netz, dessen Nutzung auf einsatzbezogene Zwecke begrenzt ist. Dank WLAN kann nun beispielsweise das Tablet zum mobilen Überwachungsmonitor werden, der laufend die wichtigsten Parameter der medizinischen Geräte im Jet wie etwa Puls, Sauerstoff sättigung und Blutdruck der Patienten anzeigt. So kann die Crew Patienten, welche permanent beobachtet werden müssen, auch während einer turbulenten Flugphase von ihren Sitzen aus überwachen. WLAN ermöglicht zudem den Datenaustausch mit der Einsatzzentrale in Zürich: Noch während eines Fluges können etwa EKG- oder Blutwerte an einen leitenden Arzt der Rega oder bereits an das Zielspital übermittelt werden. Das Rega-Projektteam hat sich mittlerweile der Rampe zugewandt, auf welcher die Patienten auf einer Trage liegend in den Jet gerollt werden. Vor mehr als 16 Jahren wurde die Urver sion dieser Rampe eigens für die Rega entwickelt und in den Challenger CL-604 eingebaut. Für den neuen Rega-Jet wurde die Konstruktion nochmals neu konzipiert: Den Ingenieuren der Rega gelang es in Zusammenarbeit mit einer Spezialfirma, die Kräfte, welche beim Auf- und Abbau der Rampe wirken, um mehr als die Hälfte zu reduzieren. Deshalb kann ein Crew mitglied nun neu die Rampe alleine aufbauen. Auch wurden die Winkel der Rampen-Elemente so optimiert, dass Patienten sicherer und mit weniger Kraftaufwand in die Kabine geschoben werden können. Um die neue Konstruktion zu testen, wurde in einem Hangar in Dübendorf eigens ein Holzmodell der Jetkabine und -rampe in Originalgrösse aufgebaut.  


Einer der modernsten Ambulanzjets der Welt

Der Tag im Hangar im kanadischen Peterborough neigt sich dem Ende zu. Das Rega- Projektteam arbeitet sich durch die letzten Punkte der Liste und prüft akribisch jedes noch so kleine Detail der Ausstattung. Es sind nicht zuletzt dieses Engagement und diese Hart näckigkeit des Teams, welche zum erfolgreichen Abschluss des Projekts zur Beschaffung von drei neuen Rega-Jets innerhalb des gesetzten Zeit- und Kostenrahmens geführt haben. Mit  «HB-JWA» verfügt die Rega nun über einen der modernsten Ambulanzjets der Welt. Bis Ende 2018 stossen zwei weitere, baugleiche  Challenger 650 zur Flotte. Die drei neuen Rega- Jets werden künftig Patienten aus aller Welt zuverlässig zurück in ihre Heimat fliegen. Patienten, die professionell betreut werden von Rega-Crews, die  «ihren» Ambulanzjet mitentwickelt haben: auf der Basis ihrer eigenen, jahrelangen Erfahrung im Dienst der Rega – und ausgerichtet auf die Bedürfnisse ihrer Patienten.

Adrian Schindler
 

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