Was die Crew an diesem Tag erwartet, ist noch ungewiss. Das Wetter zeigt sich launisch. Die Prognosen deuten auf starke Gewitterzellen hin. Im Büro der Rega-Basis Lausanne behält Pilot Simon Luginbühl die Webcams und Wettervorhersagen im Blick. «Es ist gut, ab und zu nachzuschauen. Doch sobald wir ein Aufgebot erhalten und ich weiss, in welche Richtung wir fliegen, analysiere ich die Situation genau. Dann prüfe ich zum Beispiel den Niederschlagsradar und den Wind», erklärt er.
Ein Einsatz folgt dem nächsten
Ein Alarm ertönt: In Le Brassus (VD) hat sich ein Motocross-Unfall ereignet. Während des Fluges zum Einsatzort vertieft sich der Notarzt Julian Oberholzer in die von der Einsatzzentrale übermittelten Informationen und schätzt die Lage ein: «Angesichts des Alters des Patienten – er ist 82 – und der Risiken, die bei einem Unfall dieser Art auftreten können, rechne ich mit schweren Verletzungen.» Pilot Simon Luginbühl und Rettungssanitäter Mathias Galter wählen einen Landeplatz, der so nah wie möglich beim Verletzten liegt. Julian Oberholzer geht zum verletzten Motorradfahrer, untersucht ihn gründlich und verabreicht ihm ein starkes Schmerzmittel. Er sieht, dass der Mann den Oberschenkel gebrochen hat, und richtet sein Bein. Nun kann der Patient auf die Vakuummatratze gelegt und schonend transportiert werden. Die Kameraden des Verunfallten helfen der Rega-Crew, den Patienten über den schlammigen Boden zum Helikopter zu tragen. Ohne Zeit zu verlieren, fliegt die Crew Richtung Universitätsspital Lausanne (CHUV). Nach der Übergabe des Patienten im Spital meldet Simon Luginbühl der Rega- Einsatzzentrale, dass die Crew für einen neuen Einsatz bereit ist. Wenige Sekunden später ertönt erneut der Alarm auf den Crewhandys. Kurz darauf hebt der Rettungshelikopter ab, diesmal mit dem Ziel Spital Yverdon. Als Julian Oberholzer die übermittelten Informationen liest, wird ihm der Ernst der Lage sofort bewusst: Ein junger Mann muss dringend neurologisch untersucht werden. Er hat bei einem Sportunfall schwerste Kopfverletzungen erlitten. Jede Minute zählt.
Landung beim Spital Yverdon
Wenig später erreicht die Crew das Spital in Yverdon-les-Bains. In der Notaufnahme stehen sieben Spezialisten um den intubierten Patienten. Julian Oberholzer erfährt, dass dieser bei einem Rugbyspiel frontal mit einem anderen Spieler zusammengeprallt ist und immer wieder das Bewusstsein verliert. Die Crew fliegt den Verunfallten ins CHUV, wo mithilfe von bildgebenden Verfahren eine genaue Diagnose erstellt werden kann. Während des Flugs überwacht Julian Oberholzer den Patienten mit zusätzlichen Geräten, um jede Veränderung sofort zu erkennen und darauf reagieren zu können.
Zur gleichen Zeit im Südwesten der Schweiz: Ein Paar besucht seine Verwandten in Niedergesteln im Wallis, nicht ahnend, dass dieser Tag eine dramatische Wendung nehmen wird. Sandrine, in der 32. Woche schwanger, geniesst den geselligen Nachmittag, als sie plötzlich von Wehen überrascht wird. Verängstigt ruft sie ihre Hebamme in Bern an, die ihr dringend rät, sich sofort ins nahe gelegene Krankenhaus in Visp zu begeben. Ihr Ehemann Etienne fährt sie mit dem Auto hin.