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48 Stunden mit Rega 4

Vom Motocross-Unfall bis zur Geburt eines Frühchens – begleiten Sie die Lausanner Rega-Crew während 48 Stunden.

Was die Crew an diesem Tag erwartet, ist noch ungewiss. Das Wetter zeigt sich launisch. Die Prognosen deuten auf starke Gewitterzellen hin. Im Büro der Rega-Basis Lausanne behält Pilot Simon Luginbühl die Webcams und Wettervorhersagen im Blick. «Es ist gut, ab und zu nachzuschauen. Doch sobald wir ein Aufgebot erhalten und ich weiss, in welche Richtung wir fliegen, analysiere ich die Situation genau. Dann prüfe ich zum Beispiel den Niederschlagsradar und den Wind», erklärt er. 

Ein Einsatz folgt dem nächsten 

Ein Alarm ertönt: In Le Brassus (VD) hat sich ein Motocross-Unfall ereignet. Während des Fluges zum Einsatzort vertieft sich der Notarzt Julian Oberholzer in die von der Einsatzzentrale übermittelten Informationen und schätzt die Lage ein: «Angesichts des Alters des Patienten – er ist 82 – und der Risiken, die bei einem Unfall dieser Art auftreten können, rechne ich mit schweren Verletzungen.» Pilot Simon Luginbühl und Rettungssanitäter Mathias Galter wählen einen Landeplatz, der so nah wie möglich beim Verletzten liegt. Julian Oberholzer geht zum verletzten Motorradfahrer, untersucht ihn gründlich und verabreicht ihm ein starkes Schmerzmittel. Er sieht, dass der Mann den Oberschenkel gebrochen hat, und richtet sein Bein. Nun kann der Patient auf die Vakuummatratze gelegt und schonend transportiert werden. Die Kameraden des Verunfallten helfen der Rega-Crew, den Patienten über den schlammigen Boden zum Helikopter zu tragen. Ohne Zeit zu verlieren, fliegt die Crew Richtung Universitätsspital Lausanne (CHUV). Nach der Übergabe des Patienten im Spital meldet Simon Luginbühl der Rega- Einsatzzentrale, dass die Crew für einen neuen Einsatz bereit ist. Wenige Sekunden später ertönt erneut der Alarm auf den Crewhandys. Kurz darauf hebt der Rettungshelikopter ab, diesmal mit dem Ziel Spital Yverdon. Als Julian Oberholzer die übermittelten Informationen liest, wird ihm der Ernst der Lage sofort bewusst: Ein junger Mann muss dringend neurologisch untersucht werden. Er hat bei einem Sportunfall schwerste Kopfverletzungen erlitten. Jede Minute zählt.

Landung beim Spital Yverdon

Wenig später erreicht die Crew das Spital in Yverdon-les-Bains. In der Notaufnahme stehen sieben Spezialisten um den intubierten Patienten. Julian Oberholzer erfährt, dass dieser bei einem Rugbyspiel frontal mit einem anderen Spieler zusammengeprallt ist und immer wieder das Bewusstsein verliert. Die Crew fliegt den Verunfallten ins CHUV, wo mithilfe von bildgebenden Verfahren eine genaue Diagnose erstellt werden kann. Während des Flugs überwacht Julian Oberholzer den Patienten mit zusätzlichen Geräten, um jede Veränderung sofort zu erkennen und darauf reagieren zu können.

Zur gleichen Zeit im Südwesten der Schweiz: Ein Paar besucht seine Verwandten in Niedergesteln im Wallis, nicht ahnend, dass dieser Tag eine dramatische Wendung nehmen wird. Sandrine, in der 32. Woche schwanger, geniesst den geselligen Nachmittag, als sie plötzlich von Wehen überrascht wird. Verängstigt ruft sie ihre Hebamme in Bern an, die ihr dringend rät, sich sofort ins nahe gelegene Krankenhaus in Visp zu begeben. Ihr Ehemann Etienne fährt sie mit dem Auto hin.

Flug für zu früh geborenes Baby

Im Spital wird schnell klar, dass das Baby in wenigen Stunden zur Welt kommen wird. Doch für die Versorgung des Frühgeborenen ist die spezialisierte Infrastruktur eines Zentrumsspitals unerlässlich. Aufgrund des schlechten Wetters ist zu diesem Zeitpunkt ein Verlegungsflug in ein Zentrumsspital nicht möglich. Gemeinsam mit ihrem Mann wird Sandrine ins nächstgrössere Spital in Sion geflogen. «Während dieser Verlegung wurde mir klar, dass die Situation ernst war», erinnert sie sich. Im Kreisssaal von Sion erblickt der kleine Leano – fast zweieinhalb Monate zu früh – mitten in der Nacht das Licht der Welt. Das medizinische Personal muss ihn sofort intubieren und beschliesst, ihn mit dem Rega-Helikopter ins Universitätsspital Lausanne zu verlegen. «Trotz dieser Umstände verlief die Geburt gut», sagt Sandrine erleichtert. «Die Ärzte sagten mir, dass die Rega Leano im Brutkasten in das Zentrumsspital fliegen wird, weil es dort eine Neonatologie-Abteilung gibt und er dort besser versorgt werden kann.»

Um 4 Uhr am Morgen ertönt der Alarm auf der Basis Lausanne. Pilot Simon Luginbühl überprüft das Wetter mithilfe einer App und Webcams. «Wir können das Spital in Sion auf direktem Weg über die Berge anfliegen», sagt er. Im Hangar passt Rettungssanitäter Mathias Galter inzwischen die Konfiguration des Helikopters an, um Platz für den «Brutkasten» zu schaffen. Der sogenannte Transportinkubator ist nötig, weil Frühgeborene ihre Körpertemperatur noch nicht so gut regulieren können wie Erwachsene und darum eine warme Umgebung benötigen. Allgemein sind Einsätze mit Frühgeborenen anspruchsvoll und erfordern neben der speziellen Ausrüstung auch zusätzliche Spezialisten. Die Rega-Crew wird deshalb bei diesen komplexen Einsätzen immer von einem Neonatologie-Team begleitet.

Nachdem der Helikopter auf dem Spitallandeplatz auf dem Dach des CHUV gelandet ist, steigen eine Pflegefachfrau für Neonatologie und ein Kinderarzt in den Rettungshelikopter, und Mathias Galter fixiert den Transportinkubator in der Kabine. Dann hebt der Rega-Helikopter in Richtung Sion ab. Dort angekommen, folgt eine grosse Überraschung: Simon Luginbühl und der frischgebackene Vater kennen sich. Sie sind früher als Militärpiloten miteinander geflogen. Sandrine erinnert sich später an die moralische Unterstützung durch den Rega-Piloten: «Ich dachte, dass ein Pilot eher beim Helikopter bleibt. Das tat er aber nicht. Seine tröstenden Worte habe ich in diesem Moment sehr geschätzt.»
 

Unfall mit dem Motorrad

Am Sonntagmorgen endet die Schicht für Rettungssanitäter Mathias Galter und Notarzt Julian Oberholzer. Es übernehmen Stéphane Jean-Mairet, Rettungssanitäter und Leiter der Basis Lausanne, und Notarzt David Eidenbenz, die Simon Luginbühl bis zum nächsten Morgen begleiten werden. Nach einem ruhigen Vormittag geht ein Alarm ein: Ein Motorradfahrer ist auf dem Col du Mollendruz (VD) gestürzt. Die Polizei und die Ambulanz sind vor Ort. Während der wenigen Minuten Flugzeit bereiten sich der Notarzt und der Rettungssanitäter auf die Versorgung des Patienten vor: Sie tauschen sich darüber aus, welche Ausrüstung sie vom Helikopter zum Patienten mitnehmen werden. Am Unfallort angekommen, sehen sie, dass der auf der Strasse liegende Patient bei Bewusstsein ist. Ein paar Schritte von ihm entfernt zeugt das zerstörte Motorrad von einem heftigen Aufprall. David Eidenbenz untersucht den Patienten und entscheidet, ihn ins CHUV zu transportieren. Während des Flugs führt er eine Ultraschalluntersuchung durch, entdeckt jedoch keine inneren Blutungen. Der Patient kommt schliesslich mit leichten Verletzungen davon.

Während der zwei Tage, die von verschiedenen Einsätzen geprägt waren, konnte sich die Crew stets auf ihre Einsatzpartner – die Polizei, die Ambulanzen und die Spezialisten im Spital – verlassen. Sowohl bei Verlegungen zwischen Spitälern als auch bei Verkehrsunfällen tragen diese Partner entscheidend zur erfolgreichen Versorgung von Patientinnen und Patienten bei.

Icon: Hände die sich in Herzform schütteln

Einsatzpartner der Rega: Rettung Hand in Hand

Für das Gelingen eines Einsatzes ist das gute Zusammenspiel mit unseren Einsatzpartnern wesentlich.

Je nach Einsatzart benötigen die Rega-Crews Unterstützung von Einsatzpartnern mit Spezialwissen und -ausrüstung. Die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen und auch die Schulung rund um den Rettungshelikopter sind für die Rega wichtig. Deshalb bietet sie praxisorientierte Weiterbildungen für Blaulichtorganisationen sowie für Pistenpatrouilleure und Personen in der Wald- und Landwirtschaft an.

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