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Auf einen Schlag ist alles anders

Ein unbeschwerter Geburtstag in den Ferien in Südfrankreich endet für Lori und ihre Familie mit einem Schock: Ehemann Franz erleidet einen Schlaganfall. Mitten in der Nacht beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Rega bringt die Familie schliesslich sicher nach Hause.

«Hast du zu viel getrunken?», fragt Lori ihren Mann Franz im Schlafzimmer der Ferienwoh­nung in Südfrankreich. Es ist Loris Geburtstag, und zur Feier des Tages gingen sie in einem eleganten Restaurant in der Stadt essen. Die Zwillinge Elijah und Gabriel schlafen bereits tief und fest. «Sag, wieso sprichst du so ko­misch, wir haben doch gar nicht viel Wein getrunken?», hakt Lori nach. Plötzlich rutscht Franz aus dem Bett und liegt reglos auf dem Boden. In diesem Moment wird Lori klar: Es ist ein medizinischer Notfall. «Ich dachte, er habe einen Herzinfarkt erlitten, und ­geriet in Panik. Ich rief seinen Namen, aber Franz war sehr konfus.»

Lori wählt alle Notrufnummern, die sie kennt. Doch mit ihrem Schweizer Handy kommt sie nicht durch, irgendetwas stimmt mit den Mobilfunkeinstellungen nicht. Sie öff­net das Fenster und schreit um Hilfe, doch nie­mand hört sie. Schliesslich gelingt es ihr, mit der Notruffunktion des iPhones den lokalen Rettungsdienst zu kontaktieren. Obwohl sie als Übersetzerin vier Sprachen fliessend spricht, hat sie in dieser Extremsituation grosse Mühe, den Rettungskräften die benötigten Auskünfte zu geben: Wie lautet die Adresse der Ferien­wohnung? In welchem Haus der weitläufigen Feriensiedlung befinden sie sich? «Auf diesen Notfall war ich überhaupt nicht vorbereitet – man denkt einfach nicht daran, dass einem dies in den Ferien passieren könnte.»

Banges Warten auf Informationen

Eine Stunde später sitzt Lori allein im Schlaf­zimmer. Der Rettungsdienst hat Franz medi­zinisch erstversorgt und ihn mit Verdacht auf Schlaganfall mit Blaulicht in ein regionales Spital gefahren. Die Kinder haben von alldem nichts mitbekommen und schlafen immer noch. Lori hat sich dagegen entschieden, sie zu wecken. Die Familie wird Franz erst am nächsten Morgen im Spital besuchen können. Den Namen des Spitals hat sie auf einem ­Zettel ­notiert. Es ist die einzige Information, die sie hat. Das Schlimmste für Lori: «Ich wusste nicht, wie kritisch sein Zustand war, und fragte mich die ganze Nacht, ob er noch leben würde, wenn wir einträfen.» Auf Informationen über seinen Gesundheitszustand wartet sie verge­bens. «Diese Ungewissheit während der Fahrt am nächsten Morgen mit den Kindern ins Spi­tal werde ich nie vergessen.»

Im Regionalspital angekommen, erfährt Lori endlich, was in der Nacht alles passiert ist: Franz war für weitere Abklärungen zwi­schenzeitlich in ein Zentrumsspital verlegt worden. Die Verdachtsdiagnose hatte sich dort be­stätigt: Schlaganfall. Das war der Grund, ­wieso ­er nicht mehr richtig sprechen konnte und halbseitig gelähmt war. Franz selber ist immer noch verwirrt. «Er hat etwa zwei Tage gebraucht, um die Situation zu er­fassen», erzählt Lori. In dieser Zeit tauscht sie sich intensiv mit Angehörigen aus: mit ihrer Schwester, die Ärztin ist, und mit ihrer Schwä­gerin, die für eine Krankenkasse arbeitet.

Hilfe der Rega auch im Ausland

«An die Rega habe ich zuerst gar nicht gedacht», sagt Lori, die in den USA auf­gewachsen ist. «Franz hat mir einfach jedes Jahr einen ­ Rega-Ausweis für mich und die Kinder in die Hand gedrückt.» Dass die Rega auch bei medizi­nischen Problemen im Ausland hilft, war ihr nicht bewusst. Auf Anraten ihres Umfelds setzte sie sich aber mit der Rega in Verbindung. «Ich war so erleichtert, als ich die Nachricht von der Einsatzleiterin der Rega bekommen habe, dass Franz mit dem Ambulanzjet ins Inselspital nach Bern verlegt werden könne und sie alles Nötige organisieren würden.»

Eine Woche später ist es so weit: Der Zu­stand von Franz lässt eine Repatriierung zu. Der Rega-Jet landet in Marseille (F), und eine Ambulanz fährt den Patienten direkt auf das Vorfeld. Dort steigen Rega-Flugarzt Miguel Tei­xeira Marques und Intensivpfleger Luca Bächli zu ihm in die Ambulanz. «Bei der Übergabe ist der sogenannte ‹klinische› Eindruck zentral, also unsere Einschätzung, wie es ihm gerade geht», erklärt Miguel Teixeira Marques. Die medizinische Crew überprüft, ob der tatsäch­liche Zustand etwa demjenigen entspricht, der gemäss den Vorabklärungen der Rega-­Beratungsärztinnen zu erwarten ist. Dafür stellen sie Franz einige Fragen und testen, ob und wie viel Gefühl er trotz der halbseitigen Lähmung im rechten Fuss und Bein hat. Luca Bächli überprüft zudem den vorhandenen ve­nösen Zugang im linken Arm. «Sollte sich sein Zustand an Bord wider Erwarten plötzlich ver­schlechtern, müssen wir ihn nicht neu stechen und können sofort allfällige Medikamente int­ravenös verabreichen», erklärt er. «Anders als im Spital sind wir während des Fluges auf uns alleine gestellt und können nicht einfach Ver­stärkung von weiteren Medizinern anfordern, wenn etwas schiefläuft. Umso wichtiger ist des­halb eine gute Vorbereitung, damit wir für alle Eventualitäten einen Plan haben», führt er aus.

Perfekt organisiert

Eine Viertelstunde später liegt Franz angegurtet auf einem der beiden Intensivbetten im Rega-Jet. Sein zehnjähriger Sohn Gabriel sitzt ganz in der Nähe zwischen den beiden Piloten auf dem «Jumpseat» und trägt ein Headset. Kapitän Marc Bühlmann, selbst Familienva­ter, hat erfahren, dass die Zwillinge Aviatikfans sind, und ihnen den besonderen Platz beim Cockpit für Start und Landung angeboten. Mit strahlenden Augen sucht Gabriel den Blick seiner Mutter, die mit Bruder Elijah hinten in der Kabine Platz genommen hat, und zeigt ihr das Daumen-hoch-Zeichen: «Ich kann sogar den Flugfunk mithören!» Es scheint, dass der Junge die schwierige Situation wenigstens für einige Momente vergessen kann. «Manchmal sind es kleine Dinge, mit welchen wir die Situa­tion der Angehörigen verbessern können», sagt Marc Bühlmann. Der Flug verläuft problem­los. Franz berichtet der Crew, dass er nie damit gerechnet habe, im Alter von 63 Jahren einen Schlag­anfall zu erleiden: «Ich lebe gesund und bin aktiv.» Die Heimkehr gebe ihm nun das Ge­fühl von Sicherheit, das er im fremden Spital nicht hatte.

Kurz vor der Landung in Bern blicken alle Familienmitglieder zur linken Seite aus den Flugzeugfenstern: Ihr Wohnort im Seeland ist zu sehen. Die grosse Erleichterung, wieder in der Heimat zu sein, wird spürbar. Kurz nach 12 Uhr setzt Copilot Mathieu Wanner den Rega-Jet sanft auf die Piste des Flughafens Bern-Belp. Am Standplatz wartet bereits die Ambulanz, die Franz und seine Familie ins ­Inselspital fahren wird. Lori ist derweil immer noch beeindruckt vom «System Rega», das sie nicht kannte, und bedankt sich bei der Verab­schiedung der Rega-Crew dafür, dass die Ein­satzleitung einfach alles organisiert hat – vom Taxi in Frankreich zum Flughafen über das Gepäck bis hin zur Spitalanmeldung und dem Transport ins Inselspital. «Ich musste an nichts denken, was eine grosse Entlastung war.»

Einige Wochen später kann Franz das Insel­spital verlassen. Nach dem Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik muss er mit Unterstüt­zung von ambulanten Therapien seinen Weg zurück ins «normale» Leben finden – zu Hause im Seeland, im Kreis der Familie.

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