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Gekonnt geplant: von Rayong nach Genf

Eine Rega-Crew startet zu einem dreitägigen Jeteinsatz nach Thailand, um einen schwer kranken Patienten zurück in die Schweiz zu bringen. Damit dies gelingt, ist eine gute Organisation im Vorfeld unabdingbar.

«Unser Patient liegt auf der Intensivstation und muss beatmet repatriiert werden», sagt Felix Schatter. Es ist 7 Uhr 30. Um den rechteckigen Holztisch im Briefingraum des Rega-Centers stehen neben dem Flugarzt auch Pilotin Daniela Bergamin, die Piloten Raphael Jenni und David Schenk, Intensivpflegefachfrau Svenja Kägi und Einsatzleiterin Monica De Santis. In einer Stunde startet die fünfköpfige Crew zu einer dreitägigen Jetmission für einen schwer kranken Mann in Thailand. Nun bespricht sie den Einsatz. Nicht nur die Flugroute, die Tankstopps und das Wetter sind wichtige Informationen, sondern auch der Zustand des Patienten, die Bedingungen am Zielflughafen sowie die Zusammenarbeit mit dem Spital vor Ort. Nach diesem Austausch sind alle Crewmitglieder auf demselben Informationsstand und starten optimal vorbereitet in den Einsatz. 

Abklärungen mit Ärzten vor Ort 

In den Tagen vor dem Briefing haben die Rega-Beratungsärztinnen und -ärzte wichtige Vorarbeit geleistet. Im Auftrag der ETI-Einsatzzentrale des Touring Club Schweiz (TCS) klären sie den medizinischen Zustand eines 80-jährigen Mannes ab, der in Thailand im Spital liegt, nachdem er eine schwere Lungenentzündung und einen septischen Schock erlitten hat. Über mehrere Tage tauschen sie sich mit den Ärzten vor Ort aus, um den Zustand des Patienten auf der Intensivstation aus der Ferne zu beurteilen. Ihr Fazit: Der Mann ist transportfähig. Sobald dies klar ist, organisieren die Einsatzleiterinnen die Repatriierung in die Schweiz. Der Flugplaner legt die Flugrouten fest. Diese verlaufen nicht immer auf dem kürzesten Weg.

Denn Krisen- und Konfliktgebiete müssen aus Sicherheitsgründen grossräumig um- oder aber in grosser Höhe überflogen werden. Erst wenn die Flugroute festgelegt ist, können die nötigen Bewilligungen zum Überfliegen der jeweiligen Länder eingeholt werden. Ausserdem braucht es für jeden Start und jede Landung eine separate Bewilligung. «Vorher dürfen wir nicht starten», sagt Jessica Herrmann, Einsatzleiterin Jet. Sie hat den Einsatz nach Thailand gemeinsam mit dem Flugplaner vorbereitet. 

Ambulanz organisieren 

Während die Bewilligungen nach und nach eintreffen, kümmert sich das Team um zahlreiche weitere Puzzleteile, so etwa den Tankstopp des Rega-Ambulanzjets in Mary (Turkmenistan), ein Taxi für die Crew vom Flughafen Rayong (Thailand) zum Hotel und nicht zuletzt die Ambulanz, die den Patienten vom Spital zum Jet bringen wird. Schliesslich bietet die Einsatzleiterin am Abend vor dem Einsatz die Crew auf. Wegen der langen Flugzeit sind drei Piloten nötig, die sich auf dem Weg nach Thailand im Cockpit abwechseln werden. Dazu kommen der Arzt und die Intensivpflegefachfrau. 

Fliegen ohne Fluglotsen 

Beim ersten Zwischenstopp in Mary wird der Rega-Jet aufgetankt. Das Handling-Personal steht bereit und hilft tatkräftig mit. Nach weniger als einer Stunde fliegt die Crew weiter über Afghanistan. «Hier gibt es keinen kontrollierten Luftraum. Das heisst, am Boden sind keine Fluglotsen, die unseren Flug überwachen. Deshalb müssen wir alle fünf Minuten unsere Position funken und gleichzeitig mithören, um über den anderen Verkehr optimal im Bild zu sein, bis wir Pakistan erreicht haben», erläutert Raphael Jenni. 

Besuch des Patienten

Nach zwei langen Etappen von jeweils sechs Stunden Flugzeit landet die Crew noch vor der Morgendämmerung in Rayong. «Der Flughafen ist klein und ruhig, alles war sehr gut organisiert. Das Bodenpersonal stand bereit, um unsere Einreise nach Thailand zu koordinieren, und unser Taxi zum Hotel wartete bereits», berichtet Raphael Jenni. Für die Fahrt ins Spital ist es noch zu früh. Die Crew begibt sich daher ins Hotel und gönnt sich ein paar Stunden Schlaf. Nach dieser kurzen Erholungspause machen sich Flugarzt Felix Schatter und Intensivpflegefachfrau Svenja Kägi auf den Weg ins Spital, um den Patienten zu besuchen und somit seinen Zustand besser beurteilen zu können. Für ein umfassenderes Bild tauschen sie sich mit dem behandelnden Arzt und der Pflegefachfrau im Spital aus. Diese bereiten nun die Abreise- und die Entlassungspapiere vor. Am nächsten Morgen fährt die medizinische Crew erneut ins Spital. Sie schliesst die Perfusoren und den Beatmungsschlauch des Patienten an die Rega-Geräte an. Danach bringt eine Ambulanz den Patienten und das medizinische Team zum Ambulanzjet. 

Blutdruck in Echtzeit überwachen 

Dort wird der Mann über die eigens für die Rega entwickelte Rampe in den Jet geschoben und sorgfältig auf das Intensivbett im Inneren des Jets gelegt. Die Rückreise in die Heimat beginnt. Die Flugroute ist die gleiche wie beim Hinflug inklusive Tankstopp in Mary. Während des Fluges legt Felix Schatter dem Patienten einen arteriellen Zugang, um den Blutdruck in Echtzeit zu überwachen und die Beatmungseinstellungen entsprechend der Blutgasanalyse anzupassen. Der Flug durch sechs Zeitzonen verläuft ohne Komplikationen. Am Abend des nächsten Tages landet der Rega-Jet sicher in Genf. Auch dort wartet bereits eine Ambulanz, um den Patienten in ein Spital zu transportieren, wo er weiter behandelt wird. Ein letzter Start, und der Rega-Jet kehrt pünktlich ins Rega-Center am Flughafen Zürich zurück. Dank einer guten Organisation im Vorfeld und einer kompetenten Crew ist alles wie am Schnürchen gelaufen.
 

Diese Fachleute machen eine Repatriierung möglich

Ground Crew

Einsatzzentrale der Rega

Drei Berufsgruppen arbeiten in der Einsatzzentrale im Rega-Center im Schichtbetrieb rund um die Uhr, damit die Jet-Crews Patientinnen und Patienten sicher in ihre Heimat bringen können:

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Einsatzleiterinnen/
Einsatzleiter

Wer die internationale Rega-Alarmnummer +41 333 333 333 wählt, erreicht eine Einsatzleiterin oder einen Einsatzleiter. Sie koordinieren und organisieren die Repatriierung nach den Vorgaben der Beratungsärzte.

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Beratungsärztinnen/
Beratungsärzte

Sie sprechen mit den behandelnden Ärzten vor Ort sowie mit Patienten und Angehörigen. Danach entscheiden sie über die Notwendigkeit, den Zeitpunkt und die Art der Rückführung.

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Flugplanerinnen/Flugplaner

Sie planen die Flugrouten der Rega-Jets, kalkulieren Zwischenlandungen, holen Überflugbewilligungen ein, koordinieren mit Treibstofflieferanten und Abfertigungsdiensten auf den jeweiligen Flugplätzen und übergeben den Pilotinnen und Piloten vor dem Start alle erforderlichen Unterlagen.

Flight Crew

Rega Ambulanzjet

Ist der Einsatz organisiert, wird die Crew aufgeboten. Sie setzt sich immer aus diesen drei Berufsgruppen zusammen:

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Jetpilotinnen/Jetpiloten

Zwei Piloten – ein Commander und ein Copilot – steuern den Rega-Jet. Bei längeren Einsätzen sind bis zu vier Piloten an Bord, die sich im Cockpit abwechseln.

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Intensivpflegefachpersonen

Sie gewährleisten gemeinsam mit der Flugärztin die medizinische Betreuung – von der Übernahme der Patientin oder des Patienten im Ausland bis zur Übergabe im Schweizer Spital.

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Flugärztinnen/Flugärzte

Sie tragen die medizinische Verantwortung für den gesamten Einsatz und sorgen für eine reibungslose Übergabe und eine optimale Versorgung während des Rückflugs.

Zusätzliche Informationen